Herrenhaus von Hollander

Der Podcast - Das ganze Interview

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Es gibt einige Orte in Deutschland, die einen Namenszusatz tragen, um sie von anderen Orten gleichen Namens zu unterscheiden. Niendorf ist so ein Ort. „An der Stecknitz“ ist sein Zusatz. Hier im Binnenland bei Mölln gelegen, war der Ort lange Zeit Teil der Hansestadt Lübeck. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts fiel der Ort an das Herzogtum Sachsen-Lauenburg, das seit 1689 durch die Welfen in Personalunion mit Kurhannover regiert wurde. Während der hannoverschen Zeit wurde im Jahr 1770 auch das Herrenhaus in rotem Ziegel errichtet, das durch seine Fensterläden von der Hofseite auffallend mediterran wirkt. Die Besitzverhältnisse des Gutes wechselten häufig. 1800 wird es erstmals bürgerlich geführt. Auch die politischen Zeiten sind unruhig und werden zunehmend stürmisch: Das revolutionäre Frankreich hält Europa in Atem und lässt schließlich das Heilige Römische Reich nach über acht Jahrhunderten untergehen. Das Herzogtum geht später derweil sogar in Napoleons Kaiserreich auf. Ab 1814 werden das Land und damit auch Niendorf dänisch.

Über all die unruhigen Jahrzehnte hat das Herrenhaus sein Antlitz mit dem klassizistischen Festsaal weitgehend bewahren können. Mit seinen Wandmalereien, den drei großen Rundbogenfenstern und seiner hohen Decke zählt er zu den Schönsten in Schleswig-Holstein. Der Landschaftspark Lenné’scher Prägung mit seinen Heidschnucken ist geschichtlich und künstlerisch von großer Bedeutung. Er steht wie das Herrenhaus unter Denkmalschutz. In ihm befinden sich nicht nur die älteste Lärche Schleswig-Holsteins, sondern auch ausgewachsene Rhododendren hohen Alters, die jeden Besuch zu ihrer Blüte den Höhepunkt bilden. Hinter dem reetgedeckten Gärtnerhaus, das mit seinen Spitzbögen sehr an seine Pendants in den Potsdamer Parklandschaften erinnern mag, befindet sich ein faszinierend gestalteter Obst- und Gemüsegarten.

1928, nach gut 100 Jahren im Familienbesitz - die Zeiten sind wieder reichlich unruhig - verkauft Maximilian Theodor Metzener das Gut an den Landkreis. 1939 erwirbt es Walther von Hollander, der zuvor in Berlin als Schriftsteller und Drehbuchautor tätig war und sich dort bereits in avantgardistischen Kreisen der Weimarer Zeit bewegt hatte.

Nach dem Krieg entwickelte sich Niendorf zu einem Treffpunkt des freien Journalismus in der jungen Bundesrepublik. Personen wie Peter von Zahn, Axel Eggebrecht und der Mitgründer des nordwestdeutschen Rundfunks, Hugh Greene, berieten hier über den Aufbau des Medienwesens in der Bundesrepublik. Axel Springer, der mit seinem Vater zunächst Kalender verlegte, fasste hier den Entschluss, den gleichnamigen Verlag zu gründen.

Auch unser Gast, Nicola von Hollander, hat der Tradition der Familie folgend eine journalistische Laufbahn gewählt. Ihr Lebenslauf lässt aber auch erahnen, warum der Park des Herrenhauses von Hollander so charaktervoll und einzigartig ist.

Nicola von Hollander spricht mit uns über Bedeutung des Ortes für die Mediengeschichte der Nachkriegszeit, neue Ideen für ein Haus mit Historie und über die kleineren und größeren Herausforderungen, die so ein Haus mit sich bringt, über Lust und über Last. Das Herrenhaus bietet heute vielseitige Möglichkeiten. Vor allem stehen das Innehalten und der Austausch zwischen Menschen sowie die Entwicklung von Ideen im Vordergrund. Ganz im Sinne Walter von Hollanders.

Nec aspera terrent: „Auch Widrigkeiten schrecken nicht“. So lautete einst der Wahlspruch Kurhannovers. Gelten könnte dies auch für unseren Gast.

https://herrenhausvonhollander.de/