Gutshaus Eickelberg

Der Podcast - Das ganze Interview

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Auf den ersten Blick mag sich das schlichte Gutshaus in Eickelberg in die vielen Güter östlich der Elbe einreihen, deren Schicksal es teilte. 

Der Bedeutung Eickelbergs wird dies jedoch keineswegs gerecht. Um die Bedeutung dieses Gutes, seiner Bewohner und seiner Geschichte nachzuzeichnen, lohnt ein Blick in die lange Verwaltungsgeschichte des mecklenburgischen Staates. An Eickelberg lässt sich zudem auch das Phänomen der großen „ostelbischen“ Güter sehr gut nachvollziehen. 

Eng verbunden mit Eickelberg und dem benachbarten Eickhof ist die Familie von Lützow, einem alten mecklenburgischen Geschlecht, das ursprünglich in Dreilützow bei Wittenburg an der Grenze zu Holstein beheimatet war und 1287 erstmals urkundliche Erwähnung fand. 

Die mecklenburgisch-preußische Linie dieses Geschlechtes sollte ihren Familiennamen in den folgenden Jahrhunderten, spätestens aber mit den Befreiungskriegen gegen Napoleon, noch zu einiger Bekanntheit führen. Straßennamen erinnern noch heute an diese Familie. 

Bereits im 14. Jahrhundert übten Mitglieder dieser Familie hohe Staatsämter in Mecklenburg aus. Über das herzogliche Hofmarschallamt als dem obersten Verwaltungsamt des Hofes gelangten die Lützows im Spätmittelalter in den Besitz des Erblandmarschallamtes, das sie ununterbrochen bis 1918 innehatten. 

1494 gelangten die Lützows zudem in den Besitz von Eickhof und Eickelberg. Damit war die Erblandmarschallswürde fortan auch mit diesem Gut verbunden. Diese territoriale Verbundenheit von Gut und Amt war über viele Jahrhunderte kennzeichnend für den mecklenburgischen Verwaltungsaufbau und trug nicht unwesentlich zur Unreformierbarkeit des mecklenburgischen Staates bei. 

Bis November 1918 prägend war eine Ordnung mit Ständen, auf deren Mitbestimmung die Herzöge , bzw. Großherzöge seit je her angewiesen waren.     Kennzeichnend war der dreigliedrige Aufbau aus - Domänen in herzoglichen Besitz - der Ritterschaft mit den ritterschaftlichen Gütern und der sogenannten Landschaft - also den Städten mit ihren Gütern. 

Die letzteren Beiden bildeten die Landstände. Ihnen wiederum standen die drei Erblandmarschälle vor, die traditionell von den Familien von Behr, von Maltzahn und eben von Lützow gebildet wurden. 

Für alle ritterschaftlichen Güter Mecklenburgs galt, dass damit auch das Recht des Gutsherrn verbunden war, vor dem Landtag in eigener Person zu erscheinen und seine Rechte gegenüber dem Herzog zu vertreten. 

Mit dem Gut war insofern auch ein Sitz im Landtag verbunden.

In der Regel waren Sitze und Rechte dauerhaft mit den Gütern verbunden.

Gegenüber der jeweiligen lokalen Bevölkerung übten die Gutsherren in einem beschränkten Maße auch administrative, polizeiliche sowie rechtspflegerische  Aufgaben aus. Um 1900 bestand die Ritterschaft, die aus den landtagsfähigen Gütern gebildet wurde, keineswegs nur aus Adeligen, wie den Lützows. Die Hälfte der Mitglieder waren inzwischen Bürgerliche, deren Dominanz bis 1918 sogar noch etwas zunahm.

Die in den Landständen organisierte Ritterschaft und Städte mit den Lützows an ihrer Spitze - konnten über die Jahrhunderte von den Herzögen immer wieder entscheidende Machtbefugnisse an sich ziehen.

Zur Ausbildung eines Absolutismus kam es in Mecklenburg infolgedessen nicht.

Die eigentümliche und nicht mehr zeitgemäße Vermischung von Staatsgewalt und Eigentum, von öffentlichem und privatem Recht blieb nicht unerkannt.

Reformbemühungen der Großherzöge scheiterten jedoch an der zu reformierenden Institution des Landtages selbst.

Ein allerletzter ernstzunehmender Reformversuch wurde nach dem Aussterben der Mecklenburg-Strelitzschen Großherzöge ab Februar 1918 unternommen, als der Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin gemäß Hausvertrag die Regierungsgeschäfte in Strelitz übernahm.  Diese Bemühungen wurden jedoch von den Ereignissen der Novemberrevolution überholt.

Das mecklenburgische Ständesystem und die jahrhundertealte Erblandmarschallwürde der Lützows waren damit Geschichte. Die Familie sollte noch bis zu ihrer Vertreibung 1945 in Eickelberg bleiben.

Ein 451 Jahre währendes Kapitel der Geschichte ging damit zu Ende.

In der Folge diente das klassizistische Gutshaus mit seinem charakteristischen ehemals verglasten Altan und den nicht mehr vorhandenen Prunkvasen auf der Attika bis 1986 vor allem als Wohnraum.

Anja Kannenberg und Jürgen Tack nehmen uns im Gespräch mit auf Reisen. Jürgen Tack blickt zurück in die Lützowsche Zeit und seine eigene Kindheit im Haus. Anja Kannenberg berichtet von Gegenwart und Zukunft. Ihr Resümee: Gut Ding braucht Weile. Damit deutet sie an, dass das Haus verstanden werden und jede Arbeit in ihm überlegt sein will, damit es erhalten und seine Geschichte erzählt werden kann.